OFFENBACH - 28. November - Im Saalbau Wiener Hof, Langener Straße 23, im Stadtteil Bieber, spielt heute Abend, 10.30 Uhr, das Annette Marquard Sextett. Damit promotet die Bandleaderin ihre aktuelle CD Between Heaven & Earth, die jetzt in den Läden steht. Die gleichnamige Konzert-Tour Spannt einen Bogen zwischen Jazz und Pop, Marquard singt von Liebe und Hass, Leben und Tod und erzählt in ihren Texten einfühlsame Geschichten zwischen diesen Extremen. Zum Eintrittspreis von acht Euro hören und sehen die Besucher aber nicht nur Annette Marquard, sondern auch Achim Farr (Saxophon und Harfe), Andreas Hillesheim (Piano), Tilmann Höhn (Gitarre), Thomas Rath (Drums) und Raphael Zweifel (Cello). Mit diesen Musikern arbeitet Marquard, Dozentin für Popularmusik, Stimme, Sprache und Gesang an der Hochschule für darstellende Kunst in Frankfurt, schon seit längerer Zeit zusammen. Sie tourte auch zum wiederholten Male mit Xavier Naidoo durch Deutschland. Davor war sie Backgroundsängerin für Sabrina Setlur und Chris Rea, gehörte zu Supportbands von Michael Jackson, Elton John, Whitney Houston und Eros Ramazotti.

Yesterdays gone singt sie zum Einstieg, und das ist nur bedingt richtig. Zwar besteht das Programm, das Annette Marquard zusammengestellt hat, größtenteils aus so genannten Ohrwürmern, mithin (englischsprachigen) Schlagern von gestern, doch die Arrangements und die Art des Vortrags gehen weit über die Vorlage hinaus und sind durchaus heutig.
So kommt der Fool on the hill wie Salonmusik daher, ohne die Herkunft von Lennon/McCartney zu verleugnen, und bei The nearness of you besticht Marquard durch den naiv-reinen Augenaufschlag einer Doris Day, hat aber in der Stimme etwas hintergründig Verruchtes wie Madonna - ohne je so vulgär zu werden. Der Vergleich ist allerdings insoweit unfair, als die beiden stimmlich mit Marquard nicht mithalten können, die als Dozentin für Popularmusik an der Frankfurter Musikhochschule für die Ausbildung des Sängernachwuchses sorgt. Die Intensität ihrer eher stillen, kontemplativen Lieder wird erst ermöglicht durch die überragende Band, deren Mitglieder sparsam arbeiten, die ganz individuell (jeder ist ein Meister seines Instruments) kontrapunktische Geschichten erzählen, und dennoch nie den Zusammenhang verlieren. Keiner drängt sich vor - auch die Sängerin nicht -, alle hören auf die anderen. Es sind Achim Farr (Saxophon, Mundharmonika), Andreas Hillesheim (Piano, Keyboard), Tilmann Höhn (Gitarre), Thomas Rath (Schlagzeug) und Raphael Zweifel (Cello), die höchsten Ansprüchen von Gleichberechtigung entsprechen.
Manchmal reduziert sich die Besetzung im wunderschönen Konzertraum des Saalbau Wiener Hof - so heißt er seit Ende des 19. Jahrhunderts - in Offenbach-Bieber auf ein Trio (Marquardt, Farr, Hillesheim), und dann wird´s ganz still im Zuschauerraum.
In dieser Formation und unter dem Namen AM3 haben die drei Musiker auch schon die CD between heaven and earth veröffentlicht, die einen guten Eindruck gibt von der kammermusikalischen Dynamik einer Gruppe, von der man möglicherweise noch viel hören wird.

BÜDINGEN. Mit jazzig arrangierten alten Rock- und Popsongs faszinierten die Sängering Annette Marquard und vier Instrumentalmusiker im Musik-Club "Pferdestall" der Musik- und Kunstschule Büdingen ihr gut gelauntes Publikum. Angekündigt als "AM6", als Annette Marquardt-Sextett, mussten sie jedoch wegen Krankheit auf einen Musiker verzichten, brachten aber auch als Quintett unverwechselbaren Klang herüber.
Das Annette Marquard-Quintett, kurz "AM5", gestaltete mit Bravour den dritten Abend der neuen MuKs-Reihe "Kulturzentrum Oberhof Live", die alle 14 Tage freitags Jazz, Blues, Flamenco oder Kabarett in Clubatmosphäre präsentiert.
Begeistert von der gebotenen Musik äußerten sich etliche Besucher: "Hoffentlich bleibt das so, da muss ich nicht so weit fahren, um gute Musik zu hören, wenn ich sie direkt vor der Haustür habe."
"AM5" gaben alten Rock- und Popsongs der Beatles, von Fleetwood Mac, Prince und Nazareth mit ihren virtuosen Interpretationen ein neues Gesicht, nicht ohne im Rhythmus an die Wurzeln zurück zu kehren. Die Band nahm etliche der bereits jahrzehnte alten Hits ihren "Schmalz" und begeisterten ihr Publikum so sehr, dass es sie am Schluss mit Standing-Ovations belohnte und sich eine Zugabe erklatschten.
Auch vier Lieder von Joni Mitchell, allen Liebhaber moderner Musik jenseits der vierzig als eigenwillige und kreative Sängerin und Songschreiberin bekannt, ließen die Gäste aufhorchen. Drei davon sang Mitchell-Spezialistin Marquard nur in Gitarren-Begleitung, eines davon mit der kompletten Band. So dürfen die Gäste sich über einen kompletten Joni Mitchell-Abend mit Annette Marquard am 3. Dezember im "Pferdestall" des Oberhofs freuen. Marquard ist außer Sängerin Dozentin für Jazz- und Popmusik an der Frankfurster Musikhochschule und der Mannheimer Pop-Akademie, der ersten in Deustchland. Über die amerikanische Komponistin und Folksängerin Mitchell wird sie am 13. Dezember einen Vortrag in Frankfurt halten. Die in der Fürstenstadt präsentierten Stücke leben sehr von der Vielseitigkeit des Gitarristen Tilmann Höhn, der mit außergewöhnlichen Sounds arbeitet, aber ihm stehen auch die anderen drei Vollblutmusiker in nichts nach. Alle beherrschen ihr Handwerk aufs Feinste und glänzen außer im hervorragenden Zusammenklang auhc mit sauberen Soli: am Bass Udo Kistner, an der zweiten Gitarre und am Saxophon Sven Claußen sowie an den Drums Thomas Rath. Ein Schlagzeuger, der sein Instrument sehr sensibel und variationsreich spielt wie wohl selten zu hören. Denn er schlich sich zunächst mit eher leisen Tönen seiner Drums und Bongos in die Songs, um dann jedoch pointierte Akzente und Rhythmus zu setzen. Annette Marquard faszinierte das Publikum mit der Intensität und Leidenschaft ihrer Songs. Die Vielseitigkeit ihrer Stimme von sanften, samtenen und verträumten Klängen bis hin zum fetzigen, frechen Jazz bestach die Gäste, die selten so spannende Arrangements von Jazz- und Popsongs gehört hatten. Annette Marquard, deren neue CD mit "AM6" - "Go your own way" - Im Januar nächsten Jahres rauskommen wird, war mit Xavier Naidoo auf Deutschlandtournee und stand mit Vorbands vor Elton John, Whitney Houston und Eros Ramazotti auf der Bühne. Am 3. Dezemberist sie wieder in Büdingen, eben mit Joni Mitchell Songs.
Doch davor, am 19. November, präsentiert die Musikschule in der neuen Reihe erst noch Flamenco mit Guido Duclos, Gitarren- und Flamencolehrer der MuKs, und als letztes Konzert dieses Jahr kommt am 17. Dezember als Vorweihnachtsgeschenk die Frankfurt City Blues Band in den Oberhof.